Fünf Gründe gegen das iPhone X

Als neues Apple-Flaggschiff unterscheidet sich das iPhone X technisch und optisch stark von den beiden ebenfalls neu vorgestellten Modellen iPhone 8 und 8 Plus. Dementsprechend ist aber auch der Preis sehr hoch: Je nach Speichergröße von 64 und 256 GB zahlen Sie 1149 oder 1319 Euro! Dabei gibt es aus meiner persönlichen Sicht deutliche Gründe gegen das iPhone X:

Grund 1: Der Preis

Im iPhone X stecken Technologien wie eine Gesichtserkennung in Form von Face ID, ein nahezu randloses OLED-Display und verbesserte Kameras, die Apple zum ersten Mal verbaut. Und genau die treiben den Preis in die Höhe. Die iPhone 8-Modelle sind wiederum nur ein kleines Update des 7er-Generation und deshalb etwa gleich teuer.

Zu Beginn sind „neue“ Techniken recht teuer und müssen etabliert werden. Die nächste iPhone-Generation wird wahrscheinlich auf dem iPhone X aufbauen, aber weniger kosten. Wobei weniger nicht mit „günstig“ gleichzusetzen ist. Denn ein iPhone wirkt gerade gegenüber einem ähnlichen Android-Gerät oft überteuert.

Zumal der Preis eines neuen iPhones auch nach mehreren Monaten konstant hoch bleibt und nicht fällt. Bei der Konkurrenz mit Android ist das anders. Für ein Galaxy Note 8 verlangt Samsung zwar auch fast 1000 Euro. Aber hier ist mit einem hohen Preisverfall nach wenigen Monaten zu rechnen. Zu beobachten ist dieser Trend nämlich beim Galaxy S8 und S8+: Beide Modelle kosten bereits vier Monate nach Marktstart 250 bis 300 Euro weniger. Beim LG G6 ist der Preisfall sogar noch krasser: Anfangs für knapp 750 Euro vorgestellt, bieten es Online-Händler bereits nach vier Monaten rund 350 Euro günstiger an. Zugutehalten muss man dem iPhone jedoch, dass es in der Regel wertstabil bleibt.

Grund 2: Technik, die nicht neu ist

Für einen iPhone-Nutzer mögen das neue Design mit nahezu randlosem Display und verbaute Technologien wie OLED-Screen und Gesichtserkennung tatsächlich neu sein. Android-Nutzer können darüber nur müde lächeln. So lästert unter anderem auch Qualcomm über die verbaute Technik, die das Unternehmen teilweise selbst in enger Zusammenarbeit mit Herstellern wie Samsung, LG und Co. entwickelt und schon seit Jahren einsetzt. Während AMOLED-Bildschirme bereits seit 2008 etwa in Nokia-Geräten zum Einsatz kommen, verbaut Samsung beispielsweise in seinem ersten Galaxy S ein Super-AMOLED-Display. Und nun profitiert auch endlich das iPhone von höherer Helligkeit und Energieeffizienz, beeindruckenden Farben und Kontrasten sowie einer dünnen Bauweise.

Die erste Dual-Kamera gab es im HTC One M8, den Full-Screen im Xiaomi Mi Mix und Gigabit LTE im Galaxy S8. Und auch die Gesichtserkennung war bereits in Android 5.0 im Jahr 2014 Bestandteil des Google-Systems. Und auch kabelloses Laden mit dem Qi-Standard ist bei Android-Gerät längst implementiert.

Grund 3: Das iPhone X ist hässlich

Dieser Grund ist nur meine Meinung und damit subjektiv. Während ich das Glas auf der Rückseite noch ganz schick finde, gefällt mir die Art und Weise nicht, wie die Kamera verbaut ist. Auch wenn die vertikale Bauweise der Kameraeinheit offenbar von Vorteil für AR-Inhalte ist, da man diese meistens in horizontaler Ansicht nutzt, sieht sie sehr gewöhnungsbedürftig aus.

Zudem ist das gesamte Kameragebilde bestehend aus zwei Linsen und dem Blitz zu groß und steht zu weit aus dem Gehäuse hervor, wodurch in meinen Augen die Kamera nicht zur cleanen Rückseite passt.

Und betrachtet man das iPhone X von vorne, dann wirkt das Gerät beziehungsweise das Gehäuse fast schon klobig. Denn der Rahmen rund um das Display ist tatsächlich gar nicht so dünn und durch den glänzenden, dicken Rahmen wirkt es so, als sei eine Schutzhülle montiert. Auch das LG G6 fand ich optisch nicht gelungen, obwohl es ebenfalls mit einem nahezu randlosen Display kommt. Am besten macht es meiner Meinung nach noch immer Samsung beim Galaxy S8 und dem Note 8. Wobei auch das Xiaomi Mi Mix 2 sehr beeindruckend aussieht, bei dem es wirklich so gut wie keinen Rand mehr um den Screen gibt.

Grund 4: Display-Aussparung für Frontkamera und Sensoren

Bereits das vom Android-Erfinder Andy Rubin entwickelte Essential Phone besitzt eine Display-Aussparung für die Frontkamera. Weil beim iPhone X hier aber noch viele weitere Sensoren unter anderem für die Gesichtserkennung FaceID sitzen, ist diese deutlich größer beziehungsweise breiter.

Bei dunklen Inhalten fällt das zwar kaum auf, bei helleren aber umso mehr. Gerade bei Spielen, Videos oder Filmen über die gesamte Display-Breite (im Querformat) stelle ich mir die Aussparung tatsächlich sehr störend vor. Und wenn Apple hier mit schwarzen Balken links und rechts arbeiten sollte, dann muss man auch kein nahezu randloses Display verwenden.

Grund 5: Speicher nicht erweiterbar

Üblicherweise gibt es beim iPhone drei Speichergrößen. In diesem Jahr bietet Apple seine neuen iPhone 8-Modelle sowie das iPhone X aber nur noch in zwei Varianten an: mit 64 und 256 GB an. Da fast jeder Nutzer weiß, wie schnell 64 GB voll sind, greifen Nutzer eher zum Modell mit größerem Speicherplatz. Da aber eine dritte Speichervariante und damit eine Zwischengröße fehlt und der Sprung von 64 auf 256 GB sehr groß ist, kostet diese auch einen hohen Aufpreis von 170 Euro.

Apple iPhone X: Warum das iPhone 8 vielleicht die bessere Wahl ist

In wenigen Stunden beginnt der Vorverkauf, viele warten auf das iPhone X, das spannende „neue“ iPhone, das im Gegensatz zum iPhone 8-Duo für die Zukunft der Reihe steht. Wir haben uns dagegen angesehen, was gegen das iPhone X und für das iPhone 8 (Plus) spricht, und das ist ne ganze Menge.

Das iPhone 8 verkauft sich schlecht, alle warten, so scheint’s auf das iPhone der Zukunft, das kommenden Freitag am 27. Oktober in vielen Ländern der Welt erstmals gekauft werden kann. Auch wenn das iPhone 8 und sein größerer Bruder iPhone 8 Plus weniger sexy scheinen als das annähernd randlose iPhone X mit seinem OLED-Display im 18:9-Format, es gibt einige Argumente, die für das altehrwürdige Duo sprechen. Einige Youtuber und Magazine wie beispielsweise The Verge haben sich dem Thema gewidmet, hier eine kurze Übersicht der wichtigsten Argumente gegen das iPhone X:

Preis:

Beginnen wir mit dem Offensichtlichen: Während das iPhone 8 ab 800 Euro und das iPhone 8 Plus ab 910 Euro zu haben ist, beginnt der Spaß beim iPhone X hierzulande bei 1.150 Euro, ein Preisunterschied von 240 beziehungsweise 350 Euro, jeweils für die 64 GB-Variante. Wer sein iPhone intensiv nutzt und viele Gigabytes an Daten produziert, sollte eher zur 256 GB-Variante greifen, die kostet beim iPhone X sehr happige 1.320 Euro.

Verfügbarkeit

Während das iPhone 8-Duo aktuell in ausreichenden Mengen zu haben ist und Apple sogar die Produktion reduziert, wird es beim iPhone X bis auf Weiteres massive Lieferprobleme geben. Auch wenn die Probleme in der Produktion offenbar gelöst sind, Apple wird die Nachfrage, Analysten zufolge, bis übers Jahresende hinaus nicht ausreichend befriedigen können. Wer nicht gleich kommenden Freitag zugreift, bevor noch die offiziellen Testberichte zu lesen sind, hat gute Chancen, erst 2018 sein iPhone X in den Händen zu halten oder überhöhte Preise auf Ebay und Co. bezahlen zu müssen.

#Notchgate

Wer das iPhone X gerne waagrecht betreibt und sich ein randloses Filmerlebnis erhofft, sollte ein wenig zum Thema #Notchgate recherchieren, bevor Geld investiert wird. Es mag für viele nur wie ein mehr oder weniger kritischer Designfehler wirken, die Einbuchtung im Display hat aber auch praktische Auswirkungen. Wen „die einseitige Notch“ beim Filmschauen oder Bilder betrachten stört, kann zwar links und rechts dicke Ränder einblenden indem er aus dem Vollbild-Modus aussteigt, aber dann ist es auch vorbei mit dem randlosen Design.

Auch viele App-Entwickler müssen umdenken und künftig eine „Safe-Area“ berücksichtigen damit Inhalte in ihren Apps nicht verdeckt werden. Allerdings geht dann, wie beim Filmschauen, auf beiden Seiten des Displays Platz verloren, wie die Designrichtlinien von Apple selbst zeigen. Apps, die nicht explizit angepasst werden, haben auch im Hochformat Probleme, wie das Beispiel Instagram unten unschön zeigt.

Features

Natürlich besitzt das iPhone X Face ID und das 5,8 Zoll OLED-Display im 18:9-Format mit höherer Auflösung, abgesehen davon sind die Unterschiede zum iPhone 8 Plus aber marginal. Wer das Letzte aus seiner Kamera hervorholen will, darf sich beim iPhone X auf doppelte optische Bildstabilisierung (OIS) und eine größere F/2.4 Blende bei der Telefoto-Linse der rückwärtigen Dual-Cam freuen. Auch der Portrait-Mode und das Porträtlicht für Selfies bietet nur das iPhone X. Ansonsten gibt es aber keine Unterschiede zum iPhone 8 Plus, beispielsweise bei der Performance oder Wireless Charging.

Kinderkrankheiten

Das iPhone 8 ist vermutlich das Letzte seiner Art und somit ausgereift. Beim iPhone X werden erst die nächsten Monate zeigen, wie gut das komplette Redesign in der Praxis funktioniert. Nicht nur die Gesichtserkennung Face ID ist neu und vermutlich im Detail dann doch nicht so fehlerfrei wie erwartet, auch beim für Apple noch neuen OLED-Display könnten uns Überraschungen erwarten, wie das Beispiel Pixel 2 XL zeigt. Erste Hands-On-Berichte deuten beispielsweise auf ein deutlich dunkleres Bild als bei der Konkurrenz von Samsung. Der gesamte Aufbau im Inneren hat sich stark verändert und die Vergangenheit hat immer wieder gezeigt, dass Redesigns bei Apple nicht immer problemlos waren, als Beispiel seien Antennagate oder Bendgate genannt. Wer noch ein Jahr warten kann, bekommt im Jahr 2018 vermutlich ein deutlich ausgereifteres iPhone im neuen Design und hat dann wohl auch die Wahl zwischen zwei OLED-Modellen.

Displaygröße

Wer das größte Display will, greift zum iPhone X, oder? Falsch. Es stimmt zwar, dass das iPhone X-Display 5,8 Zoll in der Diagonale misst, das iPhone 8 Plus nur 5,5 Zoll. Aufgrund des unterschiedlichen Formats (18:9 gegen 16:9) erhält man am iPhone 8 Plus aber mehr Bildschirmfläche, Safe-Areas (siehe oben) noch gar nicht mitgerechnet. Trotz der höheren Auflösung am iPhone X stehen horizontal nur 375 adressierbare Punkte zur Verfügung, genau so viele wie am kleineren iPhone 8. Das iPhone 8 Plus bietet hier mit 414 Punkten mehr. Das zeigt sich beispielsweise im Querformat auf einer Webseite. Das iPhone 8 Plus bietet hier mehr Inhalte. Vertikal hat das iPhone X natürlich mehr Punkte zur Verfügung aber auch hier muss Platz für die Displayeinbuchtung oben abgezogen werden.

Touch ID

Kommen wir abschließend zum für viele wohl schmerzhaftesten Unterschied zwischen dem iPhone der Zukunft und den beiden iPhones der Vergangenheit: Dem fehlenden Fingerabdrucksensor. Unabhängig davon, wie gut oder schlecht Face ID in der Praxis funktionieren wird, dürfte es für viele einfacher und schneller sein, ihr iPhone durch Auflegen eines Fingers zu entsperren, als es hochzuheben, anzusehen und dann hochzuwischen um zum Home Screen zu gelangen. Dieser dreistufige Prozess könnte langfristig dazu führen, dass viele Nutzer sich wieder nach einer Alternative sehnen, die aber nicht mehr vorhanden ist.

Die recht scharf eingestellten Sicherheitsmaßnahmen, die selbst bei der Präsentation zum bekannten „Face ID-Fail“ geführt haben, werden wohl vermehrt die regelmäßige Freischaltung mittels Passcode erfordern. Je nach Erfolg oder Misserfolg von Face ID bei den Konsumenten könnte Touch ID in der nächsten iPhone-Generation ein Comeback feiern, dann vermutlich elegant unterhalb des Displays. Ein Grund mehr um möglicherweise ein Jahr abzuwarten.

Somit schließen wir dieses Thema mit einem Video des bekannten Apple-Fans Philip, besser bekannt als Mr. EverythingApplePro, der in seinem Youtube-Channel gewöhnlich recht Apple-freundlich aus dem Universum berichtet. Selbst er findet 10 Gründe, warum man das iPhone X lieber auslassen sollte. Wir werden es natürlich dennoch testen und schon bald berichten, wie es sich in der Praxis schlägt.

Apples neues Flaggschiff Gesichtserkennung des iPhone X macht Probleme

Es ist das erste iPhone, das den Besitzer am Gesicht erkennt. Doch die Daten dieser Gesichtserkennung des iPhone X müssen besonders stark geschützt werden. Das „Wall Street Journal“ berichtet, dass diese Funktion Probleme bei der Produktion mache, die zu Verzögerungen führen.

Die dabei eingesetzten Daten verschlüsselt und nur für einen speziell abgesicherten Bereich des iPhone-Chips zugänglich, erklärt Apple. „Diese Daten verlassen nie das Gerät“, schreibt Apple in einer technischen Erklärung am Mittwoch. „Sie werden nicht an Apple geschickt und sind auch nicht Teil von Geräte-Backups.“

Das System mit dem Namen „Face ID“ projiziert ein Netz aus 30 000 Infrarot-Punkten auf das Gesicht des Nutzers. Sie werden von einer Kamera eingefangen und das Ergebnis mit den vorhandenen Daten abgeglichen. Ähnlich wie beim Fingerabdruck arbeitet Apple dabei mit einer „mathematischen Stellvertretung“ der Daten. Damit wird jedes Mal abgeglichen, ob dieser vom System errechnete Wert mit dem identisch ist, der bei der Einrichtung des Telefons gespeichert wurde.

Sicherer als Fingerabdruck-Scanner?

Damit sich „Face ID“ nicht durch Fotos austricksen lässt, wird ein Tiefenmodell des Gesichts erfasst. Zudem wird registriert, ob ein Nutzer gerade zumindest kurz auf den Bildschirm schaut, damit zum Beispiel die Entsperrung des Telefons nicht bei schlafenden Menschen funktioniert. Das soll auch bei vielen Sonnenbrillen klappen, sowie mit Hüten, Schals, Brillen und Kontaktlinsen. Da sich das Aussehen der Menschen mit Kosmetik oder Bartwuchs verändern kann, werden die gespeicherten Daten gelegentlich aufgefrischt. Lange nicht mehr abgerufene Datensätze werden dabei nach einiger Zeit automatisch gelöscht.

Apple betont, dass die Wahrscheinlichkeit eines Fehlers beim Einsatz von „Face ID“ bei eins zu einer Million liege und das System damit noch sicherer sei als der bisherige Fingerabdruck-Scanner mit einem Verhältnis von 1 zu 50 000. Zugleich schränkt das Unternehmen ein, dass die Gesichtserkennung bei Zwillingen, ähnlich aussehenden Geschwistern oder Kindern im Alter unter 13 Jahren Fehler machen könne.

Probleme bei der Produktion

Das aufwendige System zur Gesichtserkennung sorgt laut einem Bericht des „Wall Street Journals“ (WSJ) für Probleme bei der Produktion von Apples neuem Top-Modell. Es habe sich herausgestellt, dass der Teil des „Face ID“-Systems schwieriger zu bauen sei als die entsprechende Leseeinheit, schrieb das WSJ. Das habe zu Engpässen bei der Massenfertigung des Geräts geführt, hieß es unter Berufung auf informierte Personen.

Das iPhone X mit einem Bildschirm, der praktisch die gesamte Frontseite ausfüllt, soll Anfang November auf den Markt kommen – später als zuletzt für neue Modelle der Apple-Handys üblich. Das iPhone 8, das den bisherigen Generationen ähnlicher sieht, kam wie gewohnt im September in den Handel. Bisherigen unbestätigten Berichten zufolge wurde der Produktionsstart des iPhone X (wie die Zahl 10, nicht der Buchstabe X) bereits verzögert, weil Apple versucht habe, den bisherigen Fingerabdrucksensor direkt in das Display zu integrieren. Jetzt verzichtet Apple beim iPhone X ganz auf den Fingerabdruck-Scan und setzt komplett auf die Gesichtserkennung.

„Romeo“ trifft auf „Juliet“

Apple nutzt die Kombination aus Infrarotprojektor und der entsprechenden Kamera, um sicherzustellen, dass das System bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen und Positionen funktioniert – und nicht von Fotos oder Masken ausgetrickst werden kann. Dem „Wall Street Journal“ zufolge trägt der Projektor den Codenamen „Romeo“ und die Kamera „Juliet“. Mit „Face ID“ soll man – wie bisher über den Fingerabdruck – nicht nur das iPhone entsperren, sondern zum Beispiel auch Zahlungen freigeben können.

Keine Angst vorm iPhone X Apple erklärt Sicherheit der Face ID

Viele potenzielle Käufer fragen sich möglicherweise, ob die Gesichtserkennung des iPhone X vielleicht nicht so sicher ist wie der Fingerabdrucksensor aktueller Geräte. Apple erklärt deshalb in langen Texten, wie die „Face ID“ funktioniert und warum man ihr vertrauen soll.

Das iPhone X ist bisher noch nicht zu haben und unabhängige Tests von Apples spektakulären Jubiläums-Smartphone gibt es noch nicht. So ist es schwer zu sagen, ob die neue Gesichtserkennung des Geräts so zuverlässig und sicher ist, wie sie bei der Vorstellung angepriesen wurde. Sicherheitsforscher haben bereits ihre Zweifel angemeldet und Edward Snowden hält Face ID für bedenklich, weil damit eine allgemeine Akzeptanz für Gesichtserkennung geschaffen werde, die letztendlich zum Missbrauch führen könnte. Das alles ist für Apple Anlass genug, schon vor dem Verkaufsstart des iPhone X seine Datenschutz-Webseite zu überarbeiten und in zwei langen Texten über Arbeitsweise und Sicherheit der Face ID aufzuklären.

Daten bleiben auf dem Gerät

Unter anderem stellt Apple klar, dass wie beim Fingerabdruckscanner (Touch ID) alle erfassten Daten im Chip verschlüsselt auf dem Smartphone blieben und niemals in der iCloud oder anderswo gespeichert würden. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine andere Person das Gerät über Face ID entsperren kann, liege bei 1:1.000.000. Damit sei die Technik wesentlich sicherer als die Touch ID, bei dem ein fremder Finger immerhin mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:50.000 den Scanner überlisten könne.

Zur Arbeitsweise gibt Apple an, dass die 3D-Kamera das Gesicht des Nutzers scanne, sobald er das Gerät aufnehme oder das Display antippe, eine Benachrichtigung eintreffe oder eine berechtigte App eine Identifizierung anfordere. Für die Authentifizierung müssten die Augen geöffnet und auf das Gerät gerichtet sein. Diese Funktion könne aber deaktiviert werden, beispielsweise um auch Sehbehinderten die Nutzung der Face ID zu ermöglichen.

Veränderungen werden erkannt

Für die Gesichtserkennung erstellt die Infrarotkamera mit mehr als 30.000 Messpunkten ein zweidimensionales Bild mit Tiefeninformationen. Diese werden mit den im Chip verschlüsselt gespeicherten Daten verglichen, die bei der Einrichtung der Face ID erfasst wurden. Wie bei der Touch ID könne ein Gesicht mit diesen Informationen nicht nachgebildet werden, selbst wenn ein Angreifer darauf Zugriff habe, so Apple. Damit Nutzer die Face ID nicht neu einrichten müssen, wenn ihnen beispielsweise ein Bart wächst, sie die Frisur ändern oder eine Brille aufsetzen, sei ein „neuronaler“ Bereich des Chips so trainiert worden, dass er diese Veränderungen erkennen kann.

Für die verwendeten neuronalen Netzwerke habe man mit vielen Gesichtern aus der ganzen Welt gearbeitet, um der menschlichen Vielfalt gerecht zu werden, schreibt Apple. So soll die Gesichtserkennung sogar dann noch zuverlässig arbeiten, wenn Nutzer Hüte oder Sonnenbrillen aufsetzen. Außerdem „lernt“ das iPhone X laut Apple aus fehlgeschlagenen Erkennungen, wenn sie der Nutzer durch die Eingabe des Passcodes korrigiert.

Notfall-Modus für brenzlige Situationen

Um die Gefahr eines Diebstahls oder eine ungewollte Zahlung mit Apple Pay zu verhindern, gibt es spezielle Absicherungen. So kann der Nutzer die Face ID sperren, wenn er Lautstärke- und Seitentaste gleichzeitig zwei Sekunden lang drückt. Bei einem flinken Dieb, der das Gerät schnell greift und dem Opfer vors Gesicht hält, dürfte die Funktion zwar wirkungslos sein. Trotzdem ist es gut, dass es diesen Notfall-Modus gibt. Zahlungen können erst getätigt werden, nachdem die Seitentaste zweimal gedrückt wurde – das könnte aber auch ein Angreifer tun.

Gut, dass Apple ausführlich informiert. Ob die Face ID in der Praxis auch so unkompliziert und sicher wie beschrieben funktioniert, muss sich trotzdem erst noch herausstellen. Die Datenschutz-Infos liegen bereits in Deutsch vor, die Texte zu Sicherheit und Funktion der Face ID bisher nur auf Englisch. Apple hat aber mitgeteilt, sie in Kürze auch auf Deutsch zur Verfügung zu stellen.